Ein globales Jubiläum feiern die Christinnen und Christen im Jahr 2025. Es hat Bedeutung für die weltweite Gemeinschaft der Christenheit. Vor genau 1700 Jahren, im Sommer des Jahres 325 fand das erste ökumenische Konzil der damals noch jungen Christenheit statt. In Nicäa (das heutige Iznik in der Türkei) berief Kaiser Konstantin I. ein kirchliches Konzil für das gesamte Römische Reich ein. Zuvor hatte es nur regionale Kirchentreffen gegeben. Kaiser Konstantin hatte zu diesem Konzil über 1800 Bischöfe der damaligen christlichen Kirche per Brief eingeladen und trug die Reisespesen der etwa 200 bis 300 Bischöfe, die die Einladung annahmen. Da jeder Bischof mehrere Mitarbeiter mitbringen konnte, dürften bis zu zweitausend Personen an dieser Kirchenkonferenz teilgenommen haben.
Konsens und Einigkeit erreichen
Zum ersten Mal in der Geschichte der Kirche wurde mit dem Konzil in Nicäa versucht, durch eine Versammlung, die das gesamte Christentum repräsentierte, einen Konsens in Glaubensfragen zu erreichen und einen Grundstein für eine gemeinsame christliche Lehre zu legen. Das war ein wichtiger Moment für das, was bis heute die “Ökumene” ausmacht, also die Bemühungen um die Einheit aller Christinnen und Christen.
Dass es 325 zu einem solchen Konzil überhaupt kam, war etwas, was sich zwei Jahrzehnte zuvor selbst die hoffnungsvollsten christlichen Gläubigen nicht vorstellen konnten. Die Christinnen und Christen, die noch kurz davor erlebt hatten, wie ihre Bücher verbrannt, Gebäude geplündert und Anführer inhaftiert, gefoltert und gemartert wurden, konnten sich in Nicäa nun unter der Schirmherrschaft des Kaisers versammeln, um ihren Glauben zu definieren und diesen vor der Gesellschaft, in der sie lebten, bezeugen.
Ein Glaubensbekenntnis und viele weitere Beschlüsse
Im Mittelpunkt der Diskussionen über Glaubensfragen stand die Frage nach der Göttlichkeit Jesu und seiner Beziehung zu Gott, dem Vater. Das Konzil setzte die Lehre von der Dreieinigkeit Gottes fest. Es bestätigte die Göttlichkeit Jesu und definierte ihn als “eines Wesens mit dem Vater”. Als Ergebnis formulierte das Konzil ein Glaubensbekenntnis, das die zentralen christlichen Glaubensinhalte zusammenfasst. Es wurde durch die Beschlüsse des zweiten ökumenischen Konzils in Konstantinopel 381 bestätigt und ergänzt. Dieses Glaubensbekenntnis von Nicäa-Konstantinopel gilt bis heute als das wichtigste und von den meisten christlichen Kirchen anerkannte ökumenische Bekenntnis. Es ist auch in der evangelischen Kirche in Gebrauch und wird neben dem Apostolischen Glaubensbekenntnis, das in jedem Gottesdienst gesprochen wird, an hohen Feiertagen verwendet.
Darüber hinaus hat das Konzil von Nicäa viele weitere Beschlüsse für die Kirchenlehre und -organisation gefasst. Unter anderem erließ man Regeln dazu, dass alle Kirchen im gesamten Römischen Reich das Osterfest am gleichen Tag feiern sollten. Da in späteren Jahrhunderten die westlichen und östlichen Kirchen unterschiedliche Kalender zur Berechnung des Osterdatums benutzten, stimmt das Osterdatum bis heute nicht zwischen allen Kirchen überein. Das Jubiläumsjahr 2025 ist aber eines der Jahre, in denen die Osterfeiern der östlichen und westlichen Kirchen auf das gleiche Datum (20. April) fallen.
Feierlichkeiten in Norwegen und weltweit
Die weltweite Christenheit begeht das 1700-jährige Jubiläum, weil die Einheit der Kirchen und die Einheit der Menschheit und der gesamten Schöpfung ein wichtiges Ziel aller ökumenischen Bemühungen bleibt. „Die Zerrissenheit der Welt, die Welt in tiefen Konflikten und Kriegen, ist ein Skandal. Dasselbe gilt für die Uneinigkeit der christlichen Kirche“, sagt die Vorsitzende der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rats der Kirchen, Pastorin Prof. Dr. Stephanie Dietrich (die in Deutschland geboren wurde und seit 1987 in Norwegen lebt und arbeitet, heute als Professorin der VID vitenskapelige høyskole).
In Norwegen wird Norges Kristne Råd, zu dem auch unsere Gemeinde gehört, im Jubiläumsjahr zu einem “Ökumenischen Jahr” unter dem Thema “Wir glauben” einladen. Das Hauptaugenmerk wird auf der Gebetswoche für die Einheit der Christen vom 18. bis 25. Januar und auf dem Pfingstwochenende liegen. In unserer Gemeinde feiern wir am 26. Januar einen Gottesdienst im Haus der Gemeinde, der das Jubiläum aufnimmt, und werden das Glaubensbekenntnis von Nicäa-Konstantinopel sprechen.